Riecht nach Arvenwald & Seetang
Gibtʼs einen Gott der Düfte? Oder ist es — ganz profan — die Lust auf einen Drink, die Claudio Zier an diesem Tag in die Widder Bar treibt? Schicksalhaft ist es auf jeden Fall. Am Tresen nämlich trifft der Parfümkreateur auf den Barchef David Bandak. Und es dauert nur ganz wenige Augenblicke, bis die zwei ihre Seelenverwandtschaft entdecken und sich in der Welt der Düfte, Sinne und Aromavarianten ganz und gar verlieren. Die Widder Bar mit ihren 650 verschiedenen Whiskys ist der ideale Ort für solche Höhenflüge. Und bevor Claudio — die beiden landen schnell beim «Du» — den ersten Schluck genommen hat, lässt er vor dem geistigen Auge und der Nase Davids einen Bündner Arvenwald im Herbst erstehen: «Durch ein paar Nebelfetzen dringt die Sonne. Das ist der Moment, in dem sich die frischen Walddüfte vor dem Winter nochmals aufbäumen. Genau dieser Duft — vermählt etwa mit Grapefruit, Ambra oder Bergamotte — ist im Parfüm Pinus eingefangen.» David kontert mit Holzfässern, mit Noten von Sherry, Rauch oder Seetang. Claudio wiederum argumentiert mit dem Orient, dem Königshaus von Venedig, Florenz, und Paris. Was dem Parfümkreateur sein Arvenwald, ist dem Whiskykenner sein 50-jähriger Glenmorangie Pride mit Reifenoten von Kastanie, Toffee und Kirschen in der Nase, von gebackenen Früchten im Gaumen und etwas Milchschokolade und Café au Lait im Abgang.